Von Palermo machen wir uns heute auf den Weg gen Sardinien.
Die letzte der ägadischen Inseln bleibt noch bis in die Abendstunden in unserem Blickfeld.
Wir fahren unter Motor und lassen zur Stabilisierung und Unterstützung Vorsegel und Genua „mitlaufen“.
Dann kündigt sich die Nacht an.
Der Skipper hat am nächsten Morgen ordentlich zu kämpfen. Pünktlich zum „Frühsport“ 8.30 Uhr beißt ein Fisch.
Was ist das bloß für ein riesiges Tier? Noch können wir ihn nicht sehen, er kämpft und kämpft. Der Skipper auch. Wie sollen wir einen solch großen Fisch an Deck bekommen? Wo soll das ganze Fleisch eingefroren werden, so groß ist unsere Gefriermöglichkeit nicht…
Nach einer Dreiviertelstunde, nur wenige Meter bevor wir ihn rausziehen können, kann er sich befreien.
Sehr frustrierend für den Skipper, nicht mal gesehen haben wir ihn.
Wenigstens hat er uns den guten Angelhaken vom Hafenmeister in Gijon gelassen.
Und nun sieht man auch wieder mehr von der Tierwelt.
Einige Schildkröten begegnen uns. Von Delphinen oder gar Walen ist hier leider immer noch keine Spur.
Die letzten 6 Stunden werden wir zum reinen Segelboot. Es ist kein Motor mehr nötig. Auch mal schön, diese Ruhe.
Am Abend lassen wir im Osten von Villasimius unseren Anker in einer schönen großen Sandbucht Porto Giunco fallen.
Hier verbringen wir 2 Tage mit Schwimmen, aktivieren unser SUP und der Skipper testet sein neues Tauchequipment, den Airbuddy.
Das ist ein australisches Gerät, mit dem man ohne Tauchflasche einige Zeit (bis zu 55 Minuten) bis zu 12 Metern Tiefe tauchen kann und so gegebenenfalls nötige Dinge am Rumpf des Bootes erledigen kann oder sich damit einfach nur die Unterwasserwelt ansieht.
Das funktioniert mit einem schwimmenden Kompressor, der den Taucher über einen Schlauch und Atemautomat mit Umgebungsluft versorgt.
Wir haben uns am nächsten Tag mit Anja und Robert von der DONE hier in der Bucht verabredet.
Gemeinsam verbringen wir bei lecker zubereitetem Salat mit Stockfisch und Schweinefilet mit gebratenem, grünen Spargel einen schönen und lustigen Abend.
Vielleicht gehen die beiden Männer ja morgen gemeinsam mit ihren „Airbuddys“ auf Tauchstation.
Der Skipper berichtet, dass es ein unglaubliches Gefühl ist, auf dem Meeresboden zu stehen und irgendwie doch schwerelos zu sein.
Aber Robert kommt morgens mit seinem SUP zu uns ans Schiff gepaddelt. Da sie in ein paar Tagen schon wieder zurück nach Deutschland müssen, wollen sie schon heute in ihren Hafen.
Das können wir gut verstehen.
Es ist zwar schade, aber auch für uns ist es besser, noch heute weiterzufahren.
Wir wollen bis nach Carloforte und bis dahin sind es noch gut 3 Tage und der Wind dreht schon bald auf „gegenan“.
Also machen wir zwei uns auf den Weg, die DONE schlägt den Weg Richtung Cagliari ein und wir nehmen unseren heutigen Ankerplatz , die Baia di Nora bei Pula ins Visier.
Hier kommen wir noch früh genug an, um eine Runde zu schwimmen.
Bis in die späten Abendstunden dröhnt laute Musik vom Strand, nicht jedermanns Geschmack, ansonsten ist dies eine schöne, große Bucht mit viel Ankermöglichkeiten.
Außerdem gibt es hier interessante römische Ausgrabungsstätten zu besichtigen.
Vielleicht beim nächsten mal...
„Anker auf“ heißt es am nächsten Morgen. Heute müssen wir bis Porto Pino kommen, das sind ca. 30 Meilen. Denn der Wind dreht bereits heute und es wird sehr wahrscheinlich etwas ruppig.
Dafür können wir heute segeln und das sogar aufgrund des Windes mit der Sturmfock. Selbst dieses kleine Segel mit einer Fläche von 25 qm treibt uns zügig voran.
Wir segeln vorbei an den schönsten Stellen Sardiniens. Viele davon sind leider nicht freigegeben, da sie als Übungsgebiete für die italienischen und andere NATO-Streitkräfte genutzt werden.
Was für eine Verschwendung.
Wie angekündigt, geht es windtechnisch mittlerweile gut zur Sache und wir haben schon ordentlich Welle und sind am Kämpfen.
Dann sehen wir die Bucht Porto Pino und steuern ans Ziel.
Ankerfall auf reinem Sandboden, Tauchgang zum Anker, eine Runde schwimmen und dann werden die Eintragungen ins Logbuch vorgenommen. Prost! Denn dazu gibt es erstmal ein Ankerbier...
Okay, vielleicht hätten wir uns doch noch durchringen sollen und wären etwa 2 Stunden weitergefahren in die gegen Nordwest geschütztere Bucht Golfo di Pino.
Es wird eine unruhige, rollige Nacht.
Morgens gönnen wir uns nochmal ein kleines Bad in diesem herrlich, türkisblauen, klaren Wasser und dann starten wir Richtung der Insel San Pietro.
Dort haben wir wieder einen Liegeplatz angefragt, denn es hatte uns Anfang letzten Jahres hier schon einmal entlanggeführt und im Hafen in Carloforte bei Andrea haben wir uns gleich wohlgefühlt.
Da Porto Pino nur etwas über 20 Meilen entfernt ist, sind wir schon am frühen Nachmittag im Hafen.
Gut, denn der Wind soll zum Nachmittag wieder auffrischen.
Wir melden uns über Funk: Marinatour, Marinatour, Marinatour here is LA PRIMERA, over.
Andrea meldet sich und sagt: Thomas? Was für ein Empfang 😊
Er kommt uns mit seinem Boot entgegengefahren, begrüßt uns und fragt, wie wir am liebsten liegen wollen, Nase in den Wind oder entgegengesetzt.
Wir entscheiden uns für „Nase in den Wind“ und bekommen einen Liegeplatz in der Nähe des Clubhauses, wie letztes Jahr.
2 Nächte wollen wir bleiben und dann weiter Richtung Sardiniens Westküste, hoch nach Alghero.
Ein Blick in unsere Wetter-Apps deuten an, dass dieses Vorhaben etwas wacklig werden könnte.
Wir fragen Andrea, wann wir unseren Liegeplatz bezahlen sollen und er antwortet in seiner ruhigen sardischen Art… bleibt entspannt, macht es bevor ihr wieder abfahrt. Wer weiß, vielleicht bleibt ihr ja noch und schaut euch unser Fest in 2 Tagen mit an, da feiern wir unseren Schutzpatron San Pietro.
Wir schauen am nächsten Tag abermals in unsere Wetter-Apps und nun zeichnet es sich schon deutlicher ab, dass der Plan, Alghero zu besuchen, wohl auch dieses Jahr nichts wird.
Nun heißt es aber, nicht nur einen Tag zu verlängern, sondern wahrscheinlich noch weitere 5 Tage. Es kündigt sich ein Mistral nach dem nächsten an und da haben wir weder im Norden Sardiniens noch auf dem Meer etwas verloren.
Aber es gibt wirklich Schlimmeres, als hier im schönen und touristisch noch nicht überlaufenen, beschaulichen Städtchen Carloforte diese Zeit zu verbringen!
Wir schauen uns das Fest an, leihen uns Motoroller und erkunden die Insel, treffen an Bord schon einige Vorkehrungen für die Überfahrt und lassen es uns gutgehen.
Hier gibt es alles, was man braucht. Das merken wir, als dem Skipper erneut seine Brücke rausfällt. Schnell hilft Andrea und besorgt einen Zahnarzttermin, eben angerufen, in einer halben Stunde hat der Skipper seinen Termin.
Beim Friseur vom alten Handwerk kann der Skipper ebenfalls noch spontan seine Haare und Bart stutzen lassen.
Da es im Hafen keine Tankstelle gibt, hilft man sich hier anders. Es werden Kanister mit Diesel gebracht und dieser wird mithilfe einer Schüttelpumpe in den Tank gefüllt.
Genial!
Vorher wirft der Skipper allerdings nochmal einen Blick auf die Diesel- und Belüftungsleitung. Es kommt leider immer noch beim Betanken ordentlich Schaum und leider auch Diesel aus der Tankleitung.
Bei schweißtreibenden Temperaturen von über 30 Grad klettert der Skipper in die Backskiste und verfolgt die Leitungen.
Er pustet einmal in die Belüftungsseite gen Ausgang, alles frei und einmal in Richtung Tank.
Da war was, ein kleiner Widerstand. Also muss irgendwo in der Belüftungsleitung ein „Sack“ sein, in dem sich Diesel sammelt und somit hat die Luft keine Möglichkeit und geht den Weg des geringsten Widerstandes, nämlich über die Tankleitung.
Er sucht nach diesem „Sack“ und wird auch schon bald fündig. Ein paar Kabelbinder und schon ist das Problem hoffentlich behoben.
Das sehen wir beim nächsten Betanken an der Tankstelle, denn mit dieser Schüttelpumpe läuft es sehr ruhig in die Tanköffnung.
Dann satteln wir die Pferde und machen uns am nächsten Morgen schon um 6.15Uhr auf die Reise.
Es stehen uns nun 3 Tage und 2 Nächte bevor, in denen wir auf direktem Weg, vorbei an Menorca wieder zurück nach Roda kehren.
Wie schön, es begleiten uns Delphine. Die Jungs haben wir lange nicht zu Gesicht bekommen.
Der Skipper hat während der Fahrt auch endlich wieder etwas Anglerglück, gleich 3 Fische beißen an.
Kurioserweise liegt am nächsten Morgen ein kleiner Tintenfisch an Deck. Wir wissen immer noch nicht, wie er dort hingekommen ist.
Das Kühlfach voller Thunfischfilets landen wir nach 350 Seemeilen und 58 Stunden wieder in unserem Heimathafen.
Eine weite Reise mit knapp 2000 Seemeilen liegt hinter uns. Wir haben viele interessante und schöne Dinge gesehen und erlebt. Dies gilt es nun zu verarbeiten.
Vielen Dank für eure Lesetreue und Kommentare.
Wir wünschen euch eine schöne Sommerzeit und ein angenehmes Restjahr, bleibt gesund und seid herzlich gegrüßt von
Thomas & Angelika.
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Immensen (Freitag, 14 Juli 2023 16:26)
Oh, schon die Verabschiedung?
Da wird uns aber etwas fehlen!
Herzlichen Dank, dass wir dabei sein durften.
Liebe Grüße von Chris und Wil