Nach 9 Tagen Aufenthalt in Laredo geht es am frühen Nachmittag über Nacht Richtung Gijón. Wir haben fast Vollmond und der Himmel ist sternenklar.
Da es nachts recht warm bleibt, machen wir es uns an Deck gemütlich und lassen die Nacht an uns vorbeiziehen.
Abwechselnd schließt jeder von uns mal für ein paar Minuten die Augen, richtig schlafen ist das aber nicht.
Gijón
Gegen 10.30 Uhr kommt dann Gijón ins Bild und wir machen in der 'Marina Yates' fest. Diesen kleineren und von der Stadt etwas entfernteren Hafen haben scheinbar nur wenige Segler auf dem Schirm. Als wir ankommen sehen wir fast nur einheimische Boote dort.
Den Liegeplatz haben wir sowohl im Stadthafen als auch hier wieder per mail angefragt, allerdings blieb eine Reaktion des Stadthafens aus. Aus mehrerlei Hinsicht für uns ein Glück, wie sich später herausstellt!
Jesús, der überaus symphatische und freundliche Hafenmeister, hat uns bereits mit seiner Bestätigungsmail überrascht.
Nachdem er unter anderem darin nach einer Handynummer fragte, schickte er uns per whatsapp vorab schonmal den Code für die sanitären Einrichtungen, das Wifi-Passwort und Bilder zur Auswahl des Liegeplatzes. Vor Ort gibt er uns noch ausführliche Tipps, denn der nächste Tag ist ein Feiertag, daher haben alle Supermärkte etc. geschlossen und zum Auffüllen unserer Vorräte rät er uns, noch heute einzukaufen.
Am Abend soll es mal wieder ein gewaltiges Feuerwerk geben mit großem Programm und Jesús bietet an, einen Tisch für uns im nahegelegenen, zur Marina gehörenden, Restaurant zu besorgen... Leider komplett ausgebucht!
Aber er gibt nicht auf und versucht es noch kurzfristig in der Innenstadt im Restaurant 'La Galena', es gehört einem Freund und es klappt. Jesús nimmt uns in seinem Auto nach Feierabend mit in die Stadt und macht noch ganz nebenbei den Stadtführer.
Gijón selbst ist von der Marina noch ca. 5km entfernt.
Im Sidreria-Restaurant 'La Galena' warten wir bei dem dort üblichen Getränk, dem Sidre, auf unseren Tisch und sehen einem echten Schauspiel zu, dem Einschenken des Getränkes aus voller Höhe. Das wird hier von den Kellnern richtig zelebriert. Dabei soll sich das volle Aroma entfalten können, indem der Sidre mit Schwung aus bestimmter Höhe auf die Innenwand des Glases trifft.
Nicht jedem gelingt dies, daher findet das Einfüllen über einem großen Auffangbehälter mit "Sichtschutz" statt.
Sieht spektakulär aus.
Für das Essen schickt uns Jesús dann noch per whatsapp ein paar auf uns zugeschnittene Menüvorschläge, nicht ohne vorher zu fragen, was wir gerne essen.
Echt ein Pfundskerl!
Feuerwerk von Gijón
Impressionen aus Gijón
Direkt angrenzend im Hafen haben wir bei unserer Einfahrt schon die Zeltstadt vom 'Cirque du soleil' gesehen.
Wenn es dafür noch Karten gibt, wollen wir da unbedingt hin.
Wir bekommen noch Karten für den nächsten Abend und werden so Zeuge einer spektakulären Vorstellung.
Oviedo
Wir bleiben länger als geplant in Gijón, nicht nur wegen des unpassenden Windes, auch weil uns Jesús immer wieder mit neuen Vorschlägen kommt.
Er empfiehlt uns einen Besuch der Stadt Oviedo, seiner Geburtstadt. Sie hat den Ruf, die sauberste Stadt Spaniens, wenn nicht sogar Europas zu sein!
Also machen wir uns mit dem ALSA-Bus (ähnlich Flix-Bus) und unseren Fahrrädern auf den Weg in die ca. 30km entfernte Stadt.
Wir bezahlen für die Reise incl. Transport der Fahrräder und für 2 Personen hin und zurück ganze 9,70Euro.
Wieso bekommt Deutschland das nicht hin, um die Autos von der Straße zu nehmen?
So richtig fahren können wir nicht, wir schieben unsere Fahrräder eher den steilen Berg hinauf...
...zum präromanischen Bauwerk 'Santa María del Naranco'.
Es sind 31 Grad..., puh!
... Daher schauen wir uns nur aus der Ferne die Jesus-Statue auf dem Monte Naranco an.
Ein wenig erinnert sie an Rio de Janeiro.
Auf unserem Weg runter in die Stadt macht ein Fahrrad schlapp.
Platten auf dem Vorderrad des Skippers und wir haben keinen Ersatzschlauch mit.
Es ist 13.30 Uhr und bis 14 Uhr haben noch genau 2 Fahrradgeschäfte laut Internet geöffnet.
Also nichts wie dahin.
Wir entscheiden uns für den Laden, der näher an der Innenstadt liegt.
Es ist 13.45 Uhr als wir ankommen...
Geschlossen!
Es heißt weiterschieben.
Impressionen aus Oviedo
Danke Jesús für diesen tollen Tipp, Oviedo ist wirklich eine bezaubernd schöne Stadt!
Gracias Jesús para todo que has hecho para nosotros!
Selbst Woody Allen, der durch die Auszeichnung
mit dem Prinz-von-Asturien-Preis im Bereich Kunst in diese Stadt geführt wurde, sagt:
„...Oviedo ist eine deliziöse, exotische, schöne, saubere, angenehme, friedliche und verkehrsberuhigte Stadt; sie scheint nicht von dieser Welt zu sein, nicht zu existieren… Oviedo ist wie ein Märchen...“.
Mitten im Zentrum der Stadt befindet sich eine Statue von ihm, vermutlich in Originalgröße ;)
Eine kleine Stärkung zur heißen Mittagszeit.
Salmorejo, eine dickflüssige kalte Tomatensuppe, verfeinert mit schwarzen Johannisbeeren, Mandelsplittern und Schinkenstreifen... lecker!
... und weiter geht es mit der Stadterkundung, bevor es abends wieder mit dem Alsa-Bus zurück nach Gijón geht.
Hier lassen wir den Abend im Hafen ruhig und gemütlich ausklingen.
Das Fahrrad muss bis morgen warten, heute passiert hier nichts mehr.
Der heutige Tag ist eher verregnet, daher kümmert sich der nautische Offizier um die Wäsche, während der Skipper seinen Job als Smutje wahrnimmt.
Thomas beim Zubereiten einer Lauch-Gemüse-Cremesuppe mit unserem Akku-Pürierstab. ;)
Diese Investition hat sich wirklich gelohnt!
Und die Suppe schmeckt wieder ausgezeichnet.
An unserem letzten Tag in Gijón sehen wir, wie ein Fischerboot in unseren Hafen fährt.
Die vordere Seite hängt beachtlich runter.
Dass dieses Boot nicht untergeht...
Wie wir dann erfahren, ist er wohl gegen eine Wand gefahren...
Zum Abschied geht es mittags in das nahegelegene Marina-Restaurant.
Es gibt ein Menu del dia für 10 Euro pro Person, bestehend aus einem Gruß aus der Küche, einer Vorspeise, einem Hauptgericht, einem Dessert, Wasser und Wein so viel man mag.
Hasta luego Gijón, hasta luego Asturias, es war sehr schön!
Luarca
Jesús hat uns noch empfohlen, einen Abstecher nach Cudillero, einem schönen kleinen Fischerort mit bunten Häusern, zu machen.
Allerdings hält sich die Sonne bedeckt und so beschließen wir nach 6 Tagen Aufenthalt in Gijón nun etwas Meile zu machen.
Wir legen ab und nach kurzer Zeit können wir den Motor ausmachen und die Segel setzen.
Vorbei an Cudillero suchen wir eine Ankerbucht für die Nacht, windgeschützt gegen NO.
Nachts soll es mit 28 Knoten blasen.
Das merken wir schon am Abend. Die Wellen werden höher und wir "reiten" förmlich in den Hafen von Luarca.
Erst hinter der Mole kehrt etwas Ruhe ein.
Leider ist dies nur ein kleiner Hafen, wenig Platz für Besucher und nicht tief genug.
Wir fragen ein englisches Pärchen, welches im Vorhafen vor Anker und Heckleine liegt, ob wir uns längsseits an ihrem Schiff festmachen können. Sie verneinen, da es selbst für sie dort zu flach ist.
Also wieder raus an die Mole und dort unser Glück längsseits versuchen.
Ein Einheimischer, der an der Mole spazieren geht, rät uns vom Längsseitsfestmachen an der Mauer ab.
Viel zu groß sei der Schwell, wir würden uns damit das Schiff beschädigen.
Einzige Möglichkeit, es gibt eine kleine ausgelegte Boje. Mit Bedenken machen wir hier mit zusätzlicher Vorleine fest und legen zur Mauer hin mit 5 Metern Abstand eine Heckleine, die der Einheimische uns freundlicherweise an Land belegt. Wir wollen das Ganze erst einmal beobachten, so ganz zufrieden sind wir noch nicht.
Nach einer Weile kommen wir der Mauer bedrohlich nahe...
Der nautische Offizier springt zum Vorschiff, die Boje schwebt noch an der Wasseroberfläche, hat aber scheinbar keine Verbindung mehr zum Betonblock am Meeresboden. Keine Spannung an der Vorleine. Der Skipper startet den Motor und hält uns so von der Mauer fern. Wir nehmen die Boje an Bord und tüdeln unsere Vorleine ab...
Der nautische Offizier gibt sich geschlagen und will nur noch raus aus dem Hafen, weg von Luarca. Aber da draußen wüten die hohen Wellen und wohin um diese Zeit? Ankern in der Bucht hinter Cabo Busto wird auch nicht wirklich ruhig.
Der Skipper schlägt vor, hier im Vorhafen den Anker zu werfen, anstatt der abgerissenen Boje.
Das Manöver klappt, auch dank der Hilfe der vorbeigehenden Menschen an der Mole, die unsere Heckleine am Poller befestigen, welcher wegen des Niedrigwassers für uns nun unerreichbar hoch ist.
Nun liegen wir fest, wir vertrauen unserem Anker!
Trotzdem wird es eine kurze Nacht. Bis 3 Uhr feiern die Spanier und alle halbe Stunde signalisieren sie dies mit Böllerschüssen.
Dafür kommen sie am nächsten Morgen nicht aus der Koje.
Unsere Hoffnung, jemanden zu finden, der morgens an der Mole joggt oder spazieren geht und uns die Heckkleine zuwirft, schwindet.
Ein Kollege der Stadtreinigung ist uns behilflich und wir können ablegen.
Es geht weiter entlang der schönen grünen Küste...
... bis in die Ankerbucht Ria de Ribadeo, an der Mündung des Rio Eo, vorbei an der Illa Pancha mit den beiden Leuchttürmen.
Links der alte aus dem Jahr 1857, heute das kleinste Hotel Spaniens mit nur 2 Zimmern.
Rechts im Bild der neue Leuchtturm.
Vor dem Strand Playa de Arnao finden wir einen Liegeplatz für die Nacht.
Alle Segler, die nach uns ankern, verlassen die Bucht am Abend, da es wieder anfängt zu schaukeln.
Wir machen ein Experiment und bringen einen Heckanker aus, so dass das Schiff nun nicht mehr quer zur Welle steht.
Das sieht erstmal gut aus und bringt Ruhe ins Schiff.
Allerdings kommt die Welle am frühen Morgen aus einer anderen Richtung und schon "rollen" wir wieder.
Also dann jetzt weiter gen Galicien...
oder
Kommentar schreiben
Micha und Dolli (Sonntag, 25 August 2019)
Und wieder habt ihr uns an eure Reise teilnehmen lassen, die für euch sehr spannend und aufregend war. Wir hoffen, dass das Wetter sich etwas gebessert hat und die Wellen nicht mehr so heftig sind.
Weiterhin ein gute Fahrt und ganz liebe Grüße
Anja und Volker (Sonntag, 08 September 2019 14:10)
Sitzen in Dithmarschen bei Sonnenschein auf der Terrasse, verfolgen Eure Route und lesen eure spannenden Berichte, sehr beeindruckend. Hin und wieder stellen wir uns die Frage, Segeltörn oder kulinarische Reise .
Liebe Grüße
Angelika & Thomas (Dienstag, 05 November 2019 21:31)
Das Kulinarische darf in solchen Ländern und Regionen in keinem Fall vernachlässigt werden ��